Sie reicht von der Diskussion über eine energiepolitische Abhängigkeit von Russland, über die Vertrauenswürdigkeit neuer Lieferländer bis zu dem verzögerten Ausbau der Stromtrassen von Nord nach Süd oder dem Solarpanel auf den Dächern der historischen Altstadt.
In dieser Lage haben der CDU Kreisverband Esslingen und die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) zu einer Veranstaltung zum Thema „Energiesicherheit in unsicheren Zeiten“ bei der TransNet BW GmbH in der Hauptschaltleitung in Wendlingen eingeladen. Als Redner konnten Andreas Renner (Leiter Politik & Regierungsangelegenheiten EnBW) sowie Markus Fürst (Leiter Systemführung TransNetBW) gewonnen werden.
In seinem Eingangsstatement kritisierte Kreisvorsitzender Andreas Deuschle (MdL) insbesondere die Zögerlichkeit der Bundesregierung in den vergangenen Monaten. So sei es absehbar gewesen, dass Deutschland natürlich auch auf ein „Stromproblem“ zusteuere. Hier habe die Regierung Monate ins Land ziehen lassen ohne zum Beispiel die nötigen Maßnahmen für einen Streckbetrieb der noch in Betrieb befindlichen AKW’s vorzubereiten. Auch das Thema der Gaspreisbremse hätte – wie von der CDU gefordert – bereits vor Monaten vorbereitet werden müssen. Stattdessen habe man über Wochen über eine weitere Erhöhung des Gaspreises im Wege der Gasumlage diskutiert. Im Hinblick auf das Thema der Atomkraftwerke stellte Deuschle fest: „Es geht ausdrücklich nicht um eine Abkehr von alternativen Energien, auch die CDU will hier deutlich mehr Tempo machen. Wir benötigen jetzt und in dieser akuten Krise aber alle Energiequellen, die wir zur Verfügung haben. Da fehlt es einfach an dem nötigen Pragmatismus.“
Und David Preisendanz, Kreisvorsitzender der MIT, stellt fest: „Wir befinden uns jedenfalls auf der Ebene der Energieversorgung in einem Wirtschaftskrieg mit Russland; offensichtlich versucht Russland uns zu testen, wie belastbar unsere Unterstützung der Ukraine wirklich ist. Und in dieser Lage muss der Staat Stärke zeigen, auch in wirtschaftlicher Hinsicht.“ Man müsse klar sehen, Energiesicherheit stehe „im Zentrum einer stabilen Wirtschaft und einer stabilen Gesellschaft.“
Andreas Renner berichtete sodann von den Herausforderungen, denen sich ein Energieversorgungsunternehmen wie die EnBW in diesen Zeiten gegenübersieht. Zwar bezog die EnBW auch schon vor dem Krieg in der Ukraine lediglich 20 % des Gases direkt von Russland; der überwiegende Teil wurde auch in der Vergangenheit am europäischen Großhandelsmarkt eingekauft. Dennoch drückt sich die Gasmangellage natürlich auch hier durch stark gestiegene Preise aus. Zudem bezog die EnBW ca. 80 % der Kohle aus Russland. Die Komplexität ist zudem enorm vielschichtig; dabei überlagern sich der Krieg in der Ukraine und der Wegfall russischen Gases, der historische Ausfall französischer Kernkraftanlagen sowie das Niedrigwasser im Rhein, der für den Transport der Kohle essentiell ist.
Im Anschluss erläuterte sodann Markus Fürst (Leiter Systemführung TransNetBW) die aktuellen und künftigen Herausforderung in unserem Stromsystem. Dabei wurde insbesondere deutlich, dass Deutschland im Hinblick auf die installierte Leistung erneuerbarer Energien bereits deutliche Fortschritte gemacht hat, bei der Speicherung dieser gewonnenen Energiemengen aber noch ganz am Anfang steht. So seien es dann auch insbesondere die bestehenden Ungleichgewichte zwischen Nord und Süd, welche die Stabilität und Funktionsfähigkeit des deutschen Stromnetzes immer wieder herausfordern. Das Risiko eines flächendeckenden Stromausfalles wurde von Markus Fürst dabei aber auch weiterhin als eher beschränkt eingeordnet; vielmehr gehe er davon aus, dass die Netzbetreiber, wie z.B. die TransNetBW, auch künftig die Stabilität im Stromnetz sicherstellen können.
Deutlich wurde allerdings auf Basis der gezeigten Fakten, dass Deutschland aufgrund der fehlenden Speicherkapazitäten auch in Zukunft auf Kraftwerke, seien es Atom- Gas- oder Kohlekraftwerke, nicht verzichten können wird. Da Deutschland aus der Atomkraft aber bereits weitgehend ausgestiegen ist und Kohlekraftwerke auf Sicht klimapolitisch nicht vertretbar sind, bleibt damit auch weiterhin nur der Betrieb – und auch der Neubau – von Gaskraftwerken.
Auch diese Veranstaltung hat erneut gezeigt: Energiesicherheit ist nicht selbstverständlich und fällt nicht vom Himmel. Sie ist auch abhängig von politischer Rahmensetzung. Das Thema wird uns über die aktuelle Krise hinaus begleiten.
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